Auf dem Programm stehen ein neues Buch, eine szenische Lesung und zwei sagenträchtige Wanderwege
FRÄNKISCH-CRUMBACH. Wer kennt sie nicht, die Sage vom Rodensteiner, der als Anführer eines Wilden Heer dereinst durch die Lüfte zog und dazu verdammt war, von Krieg und Frieden zu künden? Neben dieser Hauptsage gibt es Dutzende anderer Geschichten, und alle stecken sie voller Abenteuer und romantischer Assoziationen. Sie dienten als Vorlage für Novellen und Lieder, Filme und Gedichte und erfüllen nicht nur die mitten im Wald gelegene, heutige „Burgruine Rodenstein“ mit Leben, sondern auch die gotische Wehrkirche in Fränkisch-Crumbach, die den im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Herren von Rodenstein als Grablege diente. Faszinierend ist zudem das unweit der Ruine gelegene Naturdenkmal „Fallender Bach“ - und oft schaurig die Erzählungen um die Wilden Weibchen, die in einer nahen Felsformation hausten.
Mit der Rodensteinsage beschäftigt sich auch ein Büchlein, das Dr. Claus Fittschen, der Vorsitzende des Rodensteinmuseums, geschrieben und jetzt auf den Markt gebracht hat. Es heißt „Der weiße Rabe und der Ritter von Rodenstein“ und richtet sich an Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren. Liebevoll illustriert wurde es von der Reichelsheimer Künstlerin Olga Malkowskaja. Erzählt wird hier die Geschichte von dem klugen Raben Hugin, der nicht nur ein absolut untypisches, weißes Federkleid besitzt, sondern auch noch Augen, die im Dunkeln hell wie Sterne leuchten. Hugin freundet sich mit dem Ritter Hans von Rodenstein an und hilft ihm, dank seiner besonderen Fähigkeiten, aus so mancher Patsche. Das Ergebnis ist, dass es dem Hans fast ein bisschen langweilig wird. Auf der Suche nach neuen Abenteuern schließt er sich an den Ritter Weyprecht von der benachbarten Burg Schnellerts an und die beiden verbreiten fortan, zusammen mit einem Wildem Heer, Angst und Schrecken in der ganzen Region. Nur gut, dass der Rabe und die holde Maria, die Ehefrau von Hans, den Ritter letztendlich zur Räson bringen und alles happy endet. Das Buch vom Weißen Raben wurde vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und der Volksbank Odenwald gefördert. Die Bücher kosten in gebundener Form 16,99 Euro (ISBN-978 3753 4 80 961), und als Taschenbuch 8,99 Euro (ISBN-978 3753 4 80 961 4-80-862).
Die Geschichte vom Ritter Hans und seinem
Raben soll am 15. August um 16 Uhr im Rahmen des Bundes-Förderprogramms „Kultursommer 2021 - Kunst geht auf Reisen“ als Szenische Lesung auf der Burgruine aufgeführt werden. Auch die
Sparkassenstiftung Odenwaldkreis und der Odenwaldkreis unterstützen finanziell. Fittschen selbst wird dabei als eine Art Erzähler durch die Handlung führen, während Yvonne Vogel von Kindertheater
Tatüt (ebenfalls Fränkisch-Crumbach) aus dem Off freche Raben-Kommentare dazu abgibt. Karten hierfür können demnächst in der örtlichen Buchhandlung „Hopala“ und bei „Haus & Co Christine
Lange“ erstanden werden – allerdings können für diese Veranstaltung nur 100 Besucher zugelassen werden.
Der Rodenstein als literarisches Freilichtmuseum
Die Mitglieder des Rodensteinmuseums haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung nicht nur an die Sagen, sondern auch an die historisch belegbaren Fakten um die alte Burg und ihre Besitzer wach zu halten. Sie bieten Führungen an, laden zu Vorträgen und Film-Vorführungen und realisieren momentan ein gewaltiges Projekt: ein „literarisches Freilichtmuseum“, wie es ihr Vorsitzender Dr. Fittschen nennt. An den Wanderwegen von der (ebenfalls) geschichtsträchtigen „Freiheit Laudenau“ bis mitten hinein in die Crumbacher Innenstadt – und damit auch quer durch die geheimnisvolle Burgruine Rodenstein selbst – sollen insgesamt 44 Info-Tafeln aufgebaut werden, die die entsprechenden Stätten nicht nur als Bild wiedergeben, sondern gleichzeitig als Audio-Guide dienen. An fünf Stationen werden sogar Ausschnitte aus einer Rodenstein-Film-Animation gezeigt. Wer die aufgedruckten QR-Codes einscannt, kann sich in buntem Wechsel sowohl über die geschichtlichen, als auch die legenden-behafteten Hintergründe informieren lassen. An die Kinder wird ebenfalls gedacht: Für sie wird ab dem „Hofgut Rodenstein“ ein spezieller „Kinderweg“ eingerichtet, mit besonders bunt und fröhlich gestalteten Tafeln. Und auch sie haben direkten Zugriff auf dann kindgerecht formulierte Geschichten mit Gruseleffekt. Wenn alles glatt geht, können die beiden Wege bereits im September eingerichtet sein, spätestens jedoch zum Wandertag der Gemeinde Fränkisch-Crumbach am 10. Oktober. Finanziert wird das rund 34 000 Euro teure Projekt vorwiegend über das Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM) im Rahmen der Corona Hilfsprogramme „Neustart Soforthilfe“ und „Neustart Kultur“. Zehn Prozent der Gesamtkosten müssen von den Veranstaltern (mit Unterstützung der Gemeinde und des Geo-Naturparks) allerdings selbst aufgebracht werden. Wer sich über die Wegeführung und die einzelnen Stationen samt der dort abrufbaren Informationen bereits jetzt informieren will, kann das über https://www.museum.de/de/audioguide/34/lang/DE tun.
Am 31. Mai 2021 veranstaltete HR2 einen Tag der Literatur und das Rodensteinmuseum hatte zwei Beiträge beigesteuert: Das neue Kinderbuch von Claus Fittschen „Der weiße Rabe und der Ritter von Rodenstein“ (siehe unten) und der aktuellen Comic-Serie „Der Ritter von Rodenstein“ (siehe weiter unten).
Auf der Grundlage des überlieferten Rodensteiner Sagenschatzes und der schriftstellerischen Sagenliteratur hat Claus Fittschen eine neue und erzählerische Sagenvariante für Kinder kreiert. Die einfühlsamen Illustrationen des Kinderbuchs stammen von der Malerin Olga Malkovskaja.
Karl-Heinz Mittenhuber setzt die erfolgreich begonnene Comic-Serie fort, wobei sich Sage, Historie und Fantasie in sehr spannender Weise ergänzen. Die eindrucksvollen Zeichnungen der Comic-Hefte stammen von dem Künstler Albert Völkl.
Beide Beiträge stellen wir Ihnen weiterhin zur Verfügung.
Der Rabe Hugin ist ein ganz besonderer Vogel: Er hat schneeweißes Gefieder, rote leuchtende Augen und ist außergewöhnlich klug. Als er eines Tages dem Ritter Hans von Rodenstein das Leben rettet, werden die beiden Freunde fürs Leben. Hans, ein mutiger Turnierkämpfer, aber auch im Leben stets kampfbereit, gewinnt bei einem Turnier in Heidelberg nicht nur den Sieg, sondern auch das Herz der schönen Maria. Sie heiraten und leben glücklich auf Burg Rodenstein im Odenwald.Doch bald zieht es Hans wieder hinaus und in den Krieg. Der weiße Rabe Hugin und Maria verbünden sich, um Hans von seinem Plan abzubringen. Hilfe finden sie bei den Tieren im Wald. Wird ihnen der Plan gelingen?
Das Buch ist im Buchhandel erhältlich unter der ISBN 9 7837 5348 0961 (Taschenbuch) und 9 7837 5348 0862 (gebundene Ausgabe).
Die Darstellungen in Karl-Heinz Mittenhubers Comic-Serie sind eine Mischung aus verschiedenen Rodensteinsagen, aus der Geschichte des Adelsgeschlechts der Rodensteiner, aus der Ortsgeschichte Fränkisch-Crumbachs und aus dem Odenwälder Brauchtum -- und einer gehörigen Portion Fantasie. Einzigartig in der Sagenforschung sind die amtlichen "Reichenberger Protokolle" (1742-1796), in denen Zeugenaussagen über Wahrnehmungen des geisterhaften Rodensteiners (ehemals des Schnellertsherrn) durch die Bevölkerung enthalten sind. Hinter der Sagen- und Comicgestalt des Ritters von Rodenstein verbirgt sich vermutlich die reale Rittergestalt von Junker Hans III. von Rodenstein, der im Jahr 1500 in Rom während eine Wallfahrt verstarb. Sein künstlerisch bedeutendes Grabdenkmal steht in der Fränkisch-Crumbacher Kirche.
Die Comic-Story vom sagenumwobenen und geisterhaften Ritter von Rodenstein steckt voller Abenteuer, Spannung, Geheimnissen und Zauber. Stark und mutig ist der Ritter, aber auch raubeinig und unüberlegt, so dass er gelegentlich von Gott Odin, dem Namensgeber und Herrn des Odenwaldes, in die Schranken verwiesen werden muss. Der Narr, als treuer Begleiter des Ritters, geht mit ihm durch dick und dünn und besingt die wechselvollen Ereignisse in Versen.
ADRESSE: Bahnhofstraße 2, 64407 Fränkisch-Crumbach